Habt ihr euch auch schon gefragt, warum viele Großmütter und Großväter die gleichen Vornamen tragen, viele Papas und Mamas ähnlich heißen und man selbst auch umgeben ist von Freunden mit dem gleichen Namen, mit dem man selbst auch gerufen wird?
Dies liegt unter anderem an den modischen Schwankungen, die es bei der Namensvergabe gibt. Die Modetrends der Vornamen ändern sich ungefähr alle zehn bis zwanzig Jahre.
Und so entwickelten sich die Trends in den letzten Jahrzehnten:
Nach dem zweiten Weltkrieg halten sich traditionelle deutsche Namen, wie Hans, Wolfgang, Gabriele und Angelika in den Top Ten. Viele Kinder bekommen einfach den Namen des Vaters oder Großvaters. Die Nationalsozialisten hatten die Vergabe typisch deutscher Namen vorgeschrieben.
Durch eine wachsende Reiselust und die Einflüsse anderer, vor allem westlicher Kulturen, mischen sich aber immer mehr neue Vornamen unter die klassischen. Insbesondere italienische Namen werden immer häufiger vergeben, wie Antonio, Mario, Marina oder Ramona, vor allem im freien Westdeutschland, in dem die Menschen durch das Fernsehen die Welt sehen und in südliche Länder reisen. Im Osten dagegen versuchen die Eltern bewusst westlich klingende Namen zu vergeben, wie Mandy oder Cindy.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 1950 bis 1959 zählen die Mädchennamen Sabine, Petra, Karin, Birgit, Renate, Barbara, Ute, Marion, Heike, Maria, Regina, Gisela, Doris, Christa, Hannelore, Marlies, Marianne, Anette, Heidi und Erika.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 50er Jahre zählen Michael, Klaus, Jürgen, Bernd, Manfred, Dieter, Karl, Norbert, Frank, Günther, Helmut, Reinhard, Martin, Matthias, Christian, Walter, Georg, Jan und Josef.
Thomas und Sabine sind in den 60er Jahren die Spitzenreiter der Namenshitlisten, gefolgt von Susanne und Michael. Zur selben Zeit aber geben immer mehr Eltern ihren Kindern französische Namen, wie Anette, Nicole, André und René.
Die 60er Jahre ware eine Zeit der Revolte gegen die vorherrschende konservative Gesellschaft. Sie gelten als Synonym für eine neue, rebellische und kritisch denkende Jugend, die ihren Drang nach einem freien selbstbestimmten Leben deutlich nach außen trägt: sie lassen sich die Haare wachsen, tragen auffällige bunte Kleidung und tanzen zu Rockmusik.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 1960 bis 1969 zählen die Mädchennamen Andrea, Claudia, Birgit, Kerstin, Anja, Bettina, Silke, Ute, Britta, Barbara, Beate, Angela, Nicole, Christina, Angelika, Dagmar, Iris, Jutta, Simone und Meike.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 60er Jahre zählen Andreas, Torsten, Peter, Jörg, Dirk, Jens, Klaus, Oliver, Sven, Olaf, Holger, Rainer, Joachim, Heiko, Ulrich, Robert, Harald, Ingo, Lars und Rolf.
Mit den 70er Jahren verbinden wir die RAF, die Geiselnahme im Olympischen Dorf, die Anti-Atomkraft-Bewegung, den Kniefall Willy Brandts, aber auch eine neue Disco-Ära mit glitzernden Klamotten.
In dieser Zeit bleibt der Name Nicole weiterhin sehr beliebt und hält sich in den 70er Jahren sogar fünfmal hintereinander auf Platz Eins. Zu ihr gesellen sich Stefanie, Christian und Andreas - also längere, dreisilbrige Namen. Die wachsende Mittelschicht bleibt bei eher klassischen Namen, während immer mehr Eltern sich an Vornamen von Popstars und Schauspielern orientieren. Auch skandinavische und friesische Namen kommen erstmals in Mode, wie z.B. Nils, Björn oder Ole.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 1970 bis 1979 zählen die Mädchennamen Sandra, Kathrin, Tanja, Anja, Daniela, Julia, Katja, Yvonne, Silke, Sonja, Nadine, Christine, Britta, Michaela, Bianca, Silvia, Anke, Jessica, Anne und Jana.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 70er Jahre zählen Stefan, Thomas, Matthias, Sven, Alexander, Oliver, Torsten, Mark, Daniel, Karsten, Dirk, Tobias, Sascha, Florian, Patrick, Mario, Steffen, Tim, Ingo und Marcel.
Wenn wir an die 80er Jahre denken, dann fallen uns Aerobic-Tänzer:innen in neonfarbenen Sportanzügen ein, der Einzug des Privatfernsehens und der CD, das schreckliche Tschernobyl-Unglück und das Auftreten einer neuen Krankheit namens AIDS. Aber das Ende der 80er Jahre steht auch für die Wiedervereinigung Deutschlands und das Ende von Ost und West.
Angloamerikanische Namen klettern in den Achtzigern in den Namenshitlisten nach vorne. Immer mehr Babys heißen nun Kevin, Patrick, Pamela oder Jennifer. Auf Platz Eins standen damals die Vornamen Julia und Christian.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 1980 bis 1989 zählen die Mädchennamen Stefanie, Katharina, Sarah, Jennifer, Melanie, Nicole, Jessica, Annika, Nina, Anne, Franziska, Jasmin, Janina, Svenja, Lena, Laura, Sonja, Miriam, Nathalie und Vanessa.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 80er Jahre zählen Jan, Alexander, Michael, Florian, Philipp, Benjamin, Christoph, Sascha, David, Robert, Felix, Nils, Simon, Timo, Dominik, Julian, Manuel, Jonas, Moritz und Maximilian.
Das Jahrzehnt der 90er Jahre beginnt mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Wie in jedem Jahr gibt es auch hier Höhen und Tiefen. Dazu gehört der Kosovo-Krieg, der Zweite Golfkrieg und der BSE-Rinderwahn. Aber auch Sportlerrekorde wie die Weltmeisterschaft von Michael Schumacher oder Jan Ulrichs Sieg in der Tour de France. Und natürlich darf die legendäre Love-Parade nicht fehlen.
Am Ende der neunziger Jahre tragen viele Kinder vermehrt Namen aus der Bibel, wie Tobias, David, Hannah und Lea. Aber auch der Trend zu amerikanischen Namen hält an. Kevin klettert in die Top Ten, vermutlich ausgelöst durch den Film “Kevin allein zu Haus” von 1990).
Die meisten Kinder bekommen also in Form ihres Namens eine Mischung aus dem Geschmack der Eltern, dem Trend der Gesellschaft und den Traditionen mit auf den Lebensweg.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 1990 bis 1999 zählen die Mädchennamen Anna, Julia, Lisa, Katharina, Lena, Jana, Lea, Marie, Franziska, Michelle, Hannah, Kim, Jacqueline, Svenja, Louisa, Nathalie, Sophie, Antonia, Denise und Pia.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 90er Jahre zählen Lukas, Philipp, Daniel, Kevin, Marcel, Felix, Niklas, Maximilian, Jonas, Marvin, Timo, David, Finn, Leon, Lennard, Tom, Pascal, Moritz, Paul und Malte.
Die Terroranschläge vom 11. September 2001 sind das wohl prägendste Ereignis der Jahre 2000 bis 2009. Außerdem gehören zu diesem Jahrzent die Immobilienblase und Bankenkrise, die Verbreitung des Internets und die Entstehung der ersten sozialen Netzwerke.
Kurze und weich klingende Namen sind nun die beliebtesten bei werdenden Eltern. Die Anfangsbuchstaben J, L und M sind weit verbreitet. Die Spitzenreiter in den 2000er Jahren sind die Namen Anna und Lukas. Aber auch klassische Namen, wie Johanna, Maximilian und Alexander halten sich in den Top 30.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 2000 bis 2009 zählen die Mädchennamen Hannah, Leonie, Lara, Marie, Emily, Emma, Lilli, Julia, Mia, Nele, Amelie, Maja, Josephine, Finja, Melina, Lucy, Celine, Angelina, Jule und Isabel.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 2000er Jahre zählen Leon, Luca, Finn, Jonas, Paul, Louis, Ben, Tom, Moritz, Elias, Noah, Jakob, Lennard, Nils, Linus, Julius, Henry, Jonathan, Anton und Vincent.
Kurze Namen liegen weiterhin im Trend. Es erreichen neue Namen die Spitzenplätze, darunter Mia, Emma und Ben. Beliebter werden nun auch wieder althochdeutsche Namen, wie Frieda und Mathilda.
Zu den 50 beliebtesten Vornamen von 2010 bis 2019 zählen die Mädchennamen Hannah, Emilia, Anna, Lina, Klara, Leni, Mila, Nele, Maja, Ella, Ida, Lia, Greta, Lotta, Alina, Paula, Helena, Isabella, Melina und Finja.
Zu den 50 beliebtesten Jungennamen der 2010er Jahre zählen Paul, Jonas, Noah, Elias, Max, Tim, Emil, Niklas, Oskar, Liam, Matteo, Theo, Leo, Erik, Linus, Mats, Raphael, Samuel, Jonathan und Leonard.
Heute legen die meisten Eltern Wert auf einen schönen Klang des Namens. Dass es viele Jungen mit den Namen Noah und Elias gibt, liegt weniger am biblischen Hintergrund als an der weichen Aussprache. Viele werdende Eltern finden außerdem kurze, ein- oder zweisilbrige Namen, wie Ben und Mia schöner, als lange.
Die Globalisierung und die Möglichkeit, überallhin zu reisen, tragen dazu bei, dass der Namenspool, aus dem die Eltern heute schöpfen können, riesig ist, im Vergleich zu einigen Jahren davor. Früher hielten sich manche Vornamen jahrzehntelang in den Top Ten, heute ändern sich die Hitlisten viel schneller.
Wir sehen unsere Kinder viel mehr als eigene Individuen. Ausgefallene Namen und Neuschöpfungen werden häufiger, das eigene Kind soll nicht so wie das Nachbarsmädchen heißen. Gleichzeitig trifft der Vintage-Trend auch die Namenwelt, sodass alte Namen, die unsere (Ur-)Großväter und -mütter getragen haben, wieder modern werden.
Hier siehst du immer ganz aktuell, welche Mädchennamen, Jungennamen und Unisex-Namen die User unserer Babynamen-App am liebsten mögen: Top 50 Namen in Deutschland 2022.
Was der Zeitgeist wohl in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren hervorbringt? Das bleibt spannend. Aber einige Namensforscher sind sich einig, dass Renate und Jürgen irgendwann wiederkommen.
Wenn Du Dich fragst, woher unsere Namen überhaupt stammen, dann lies doch mal unsere spannende kleine Geschichte der Vornamen, denn alles begann mit unseren Vorfahren, den Germanen.