Die Menschen tragen seit vielen Jahrhunderten Vornamen, um sich gegenseitig rufen zu können, daher auch der Begriff Rufname. Nachnamen entstanden erst viel später.
Aber warum heißen wir heute so, wie wir heißen? Dahinter steckt eine spannende Geschichte…
Deutschland, wie wir es heute kennen, gab es in den ersten Jahrhunderten nach Christus noch nicht, aber es gab ein Gebiet, in dem die Germanen lebten, unsere Hauptvorfahren. Sie galten als Stamm der Krieger, sie waren stark und gefürchtet. Hier liegen die Anfänge unserer heutigen Vornamen.
Die Germanen waren davon überzeugt, dass die Eigenschaften, die in einem Namen stecken, auf die Person übergehen, die den Namen trägt. Sie waren darum für sie äußerst bedeutungsvoll und setzten sich fast immer aus zwei Wortbestandteilen zusammen. Oft spielten Gewalt, Krieg und die Natur eine große Rolle. Zum Beispiel besteht der Name Kunigunde aus den Begriffen “kunni” = die Sippe und “gund” = der Kampf; Kunigunde bedeutet also “die Kämpferin für ihre Sippe”. Oder Alfrad, er war “der von Elfen Beratene” (von “alf” = Naturgeist/Elf + “rad” = Rat). Weitere Inspirationen für Vornamen waren Berufe (Gerhardt = “der kühne Speerwerfer”), Charaktereigenschaften (Eberhard = “stark wie ein Eber”), der Stand (Adalbert = “der aus gutem Hause”) oder das Aussehen (Frauke = “die kleine Frau”, siehe auch Namen, die das Aussehen beschreiben).
Als die Bevölkerung wuchs und um das 12. Jahrhundert herum, im Hochmittelalter, die ersten größeren Städte entstanden, reichten die vorhandenen Namen nicht mehr aus. Es gab zu wenige Namen, um die Menschen noch ausreichend voneinander unterscheiden zu können. Nachnamen waren noch nicht üblich. Außerdem war damals ein Großteil des germanischen Reiches bereits christianisiert. Die Menschen orientierten sich nun am Christentum, an Heiligen und dem Neuen Testament mit seinen vielen hebräischen Vornamen. Sie nannten ihre Kinder nun David = “der Vatersbruder” oder Gabriel = “Gott ist meine Stärke”. Im Jahr 1500 waren bereits 90% der weiblichen und 60% der männlichen Namen christlich geprägt, die germanischen Namen wurden mehr und mehr verdrängt. In einigen Städten und Dörfern war es sogar Pflicht, Namen mit christlichem Hintergrund zu vergeben.
Neben den Katholiken gab es Eltern, die Anhänger Martin Luthers waren, der den Protestantismus begründete. Es war eine Zeit der kirchlichen Erneuerung und der Spaltung des westlichen Christentums in seine unterschiedlichen Konfessionen. Es war aber nicht nur eine religiöse Spaltung, sondern auch eine Teilung Deutschlands bezüglich der Vornamen. Die katholischen Eltern benannten ihre Kinder weiterhin nach biblischen Vorbildern oder Heiligen. Die Protestanten dagegen orientieren sich wieder vermehrt an germanischen Namen, dem Alten Testament (Abraham, Esther) und auch an Neuschöpfungen, wie z.B. Siegfried. Jetzt beginnt auch der Trend zu einem Zweitnamen, der oftmals der Name des Vaters oder Großvaters war. Dies half vor allem bei der Unterscheidung der Kinder untereinander, denn viele hatten sehr ähnliche oder gleiche Namen.
Der Renaissance-Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert war eine Zeit des geistigen Erwachsens. Die Leistungen der griechischen und römischen Antike traten in den Vordergrund. Gelehrte und Künstler aus dem Süden brachten ihre Werke zu uns und das wirkte sich auch auf die Vornamenswahl aus. Vor allem beim Adel und neu entstehenden Bürgertum werden nun antike Namen griechischer und lateinischer Herkunft beliebt. Griechische Namen sind hierbei, wie auch die germanischen, immer aus zwei Wortelementen zusammen gesetzt. Alexander zum Beispiel, “der Männer Abwehrende”, besteht aus altgriechisch “aléxein/ἀλέξειν” = abwehren/verteidigen/schützen und “anēr/ἀνήρ” = Mann. Lateinische Namen dageben bestehen nur aus einem Wortbestandteil und sollen so die prägendste Eigenschaft eines Menschen zeigen. Felicitas bedeutet einfach “die Glückliche” und Maximilian “der Größte”.
Stilprägend ist in dieser Zeit außerdem vor allem ein Land: Frankreich. Und das nicht nur bei der Mode, der Kultur oder der Architektur, sondern auch bei den Vornamen. Eltern nennen ihre Kinder nun Jeanette oder Henri, auch in eingedeutschter Form (Eduard statt Edouard).
Auch Doppelnamen vebreiteten sich damals. Wer etwas auf sich hielt, nannte seinen Sohn nicht nur Johann, sondern Johann Wolfgang und seine Tochter nicht einfach Anna, sondern Anna Magdalena.
Im 17. Jahrhundert wird es immer wichtiger, bei der Vornamenwahl im Trend zu liegen. Die Romane von William Shakespeare erscheinen in deutscher Sprache und nun ist es modern, den Kindern britisch geprägte Vornamen zu geben.
Der Pietismus um das 18. Jahrhundert herum war eine Zeit der Gottesfurcht und der Rückbesinnung auf den Glauben, auch durch die traumatischen Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges. Bezeichnend hierfür sind die damals neu entstandenen Namen Christlieb = “der Christus liebt”, Traugott = “Vertrauen in Gott” oder auch Gottlobine = “die Gott lobt”.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zeigt sich die Bewunderung für Englands Wohlstand und politische Liberalität auch an den Namen, die die Eltern ihren Kindern geben, darunter Harry oder Ellen.
Danach werden gerne Namen von Herrscherfamilien vergeben, wie Friedrich oder Wilhelm - passend zu den Hochzeiten des Deutschen Kaiserreiches. Gleichzeitig kamen - vor allem in Norddeutschland - vermehrt skandinavische Namen, wie Sigrid und Gustav in Mode und einige slawische Namen verbreiteten sich, wie die russische Vera oder der slawische Boris.
Natürlich hatte auch die Zeit des dritten Reiches und des Nationalsozialismus Einfluss auf die Namen, die Eltern ihren Kindern gaben. Das Hitlerregime wollte nicht, dass Juden deutsche Namen bekommen, ihnen wird eine Liste an Namen vorgesetzt, die sie vergeben dürfen. Auch Eltern deutscher Kinder sind in ihrer Namenswahl eingeschränkt. In einem Erlass heißt es “Kinder deutscher Staatsangehöriger sollen grundsätzlich nur deutsche Vornamen erhalten […]. Nichtdeutsche Vornamen dürfen […] nur zugelassen werden, wenn ein besonderer Grund dies rechtfertigt. Nichtdeutsche Vornamen sind […] auch solche nordischen Vornamen, die in Deutschland ungewohnt und ungebräuchlich sind (zum Beispiel Björn, Sven, Ragnhild)”. Die Eltern gaben also ihren Kindern deutsche Namen, allerdings nicht die typisch germanischen, die sich die Nazis eigentlich gewünscht hätten. Auch interessant: den höchsten Platz, den der Name Adolf damals in einer Top-Namens-Liste erlangte, war Platz 30 im Jahre 1940, beliebter wird er nie.
Der zweite Weltkrieg ist vorbei, Deutschland ist geteilt. Die freier lebenden Menschen im Westen sehen im Fernsehen die ganze Welt, reisen in den Süden, nach Italien und Frankreich, und bringen von dort neue Namen mit. Marco und Nicole sind Mitte der 70er beispielsweise eine der beliebtesten Vornamen im Westen. Viele Eltern im Osten versuchen, ihre Kinder westlich klingend zu benennen, mit Namen wie Mandy oder Cindy, die sie beispielsweise aus dem Westfernsehen kennen.
Seitdem lassen sich gewisse Namens-Trends ablesen, die sich ca. alle zehn bis zwanzig Jahre ändern. So gibt es beliebte Namen der 1950er, 60er, 70er, 80er und 90er Jahre. Mehr zum Wandel der Vornamen in dieser Zeit kannst du in unserem Blogartikel Woher kommen Namenstrends? lesen.
Heute ist mehr der Klang eines Namens entscheidend, als seine Herkunft. Viele Vokale lassen einen Namen weich und freundlich klingen. Zwei Drittel aller Namen haben keinen christlichen oder germanischen Hintergrund mehr. Gleichzeitig sind wieder Babynamen in, die vor 100 Jahren beliebt waren und unsere Großeltern trugen, Vintage eben. Daneben wird die Einzigartigkeit eines Namens immer wichtiger, es werden neue Namen erfunden, wie beispielsweise Jolina, wo der Name Lina einfach mit “Jo-“ kombiniert wurde. So entstehen immer wieder ganz neue Namen; in Deutschland sind es pro Jahr mehrere Hundert.
Man sieht: die Geschichte der Vornamen hängt immer eng mit der Geschichte des Landes zusammen und der Pool, aus dem Eltern in Zukunft schöpfen können, wird immer größer und die Entscheidung dadurch auch immer schwieriger. Unsere Babynamen App CharliesNames kann hier helfen ;)
Nachnamen gibt es flächendeckend in Deutschland erst seit dem 19. Jahrhundert, bis dahin war der Vorname der wichtigere Name. Ursprünglich entwickelten sich Familiennamen aus Beinamen, die an individuelle Personen vergeben wurden. Sie wurden aber noch nicht an die Nachkommen weitergegeben; erst im 9. Jahrhundert wurde in Venedig zum ersten Mal ein Beiname vererbt.
Von dort breitet sich das Vererben des Beinamens weiter aus. Zunächst nach Norditalien und Südfrankreich, dann nach Katalonien und Nordfrankreich. Von dort nach England und in die Schweiz und Anfang des 15. Jahrhunderts gab es auch im deutschen Sprachraum Nachnamen. Diese waren aber noch nicht so beständig wie heute. Sie konnten wechseln, zum Beispiel aufgrund eines neuen Berufes oder eines Umzugs. Und in bäuerlichen Gebieten kam man sogar bis ins 17. oder 18. Jahrhundert noch ganz ohne Familiennamen aus.
Ab 1875 wurden in den neu entstandenen Standesämtern die Namen festgeschrieben. Seitdem trägt jeder in Deutschland geborene einen Erstnamen, eventuell weitere Vornamen und einen Nachnamen.
Familiennamen entstanden - ähnlich wie Vornamen - zum Beispiel aus Berufsbezeichnungen (Müller, Fischer), aus dem Vornamen des Vaters oder der Mutter, dem Aussehen (Dürr), der Geburtszeit (Sonntag, Herbst), einer Herkunftsbeschreibung (Böhm, Wiener) oder auch der Wohnstätte (Hagedorn, Baumgarten). Seitdem zeigt der Nachname die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie an.
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